Der Kurfürst
Ernst August von Braunschweig-Calenberg (* 20. November 1629 in Herzberg am Harz; † 23. Januar 1698 in Herrenhausen) war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Zunächst war er als nachgeborener Prinz für den geistlichen Stand bestimmt und wurde als Ernst August I. Fürstbischof von Osnabrück. 1679 wurde er Fürst von Calenberg und 1692 der erste Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“).
Nachkommen:
Am 17. Oktober 1658 heiratete Ernst August Sophie von der Pfalz, die Tochter des pfälzischen Kurfürsten und böhmischen „Winterkönigs“ Friedrich und der Elisabeth Stuart, Prinzessin von England und Schottland, in Heidelberg.
Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:
- Georg Ludwig (1660–1727), ab 1714 als Georg I. König von Großbritannien und Irland
- Friedrich August (* 3. Oktober 1661; † 31. Dezember 1690), gefallen als Generalmajor im Großen Türkenkrieg in St. Georgen, Siebenbürgen
- Maximilian Wilhelm (1666–1726), kaiserlicher Feldmarschall
- Sophie Charlotte (1668–1705), 1684 verheiratet mit dem späteren Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg, ab 1701 Königin in Preußen – nach ihr ist das Charlottenburger Schloss in Berlin benannt
- Karl Philipp (* 3. Oktober 1669; † 31. Dezember 1690), Oberst, gefallen am 31. Dezember 1690 im Großen Türkenkrieg in der Schlacht von Priština
- Christian Heinrich (* 19. September 1671; † 31. Juli 1703), Generalwachmeister ertrunken in der Donau bei Ulm beim Feldzug gegen die Franzosen im Spanischen Erbfolgekrieg
- Ernst August (1674–1728), Herzog von York und Albany
Ernst August, Kurfürst von Hannover, Bischof von Osnabrück, jüngster Sohn des Herzogs Georg, † 1698, heirathete am 17. Octbr. 1658 die durch Geist und Bildung ausgezeichnete Sophie von der Pfalz (geb. 14. Octbr. 1630), das 12. und jüngste Kind des ehemaligen Böhmenkönigs Friedrich, nachdem sein älterer Bruder Georg Wilhelm auf die Hand der zunächst ihm verlobten Prinzessin verzichtet und sich durch einen Revers verpflichtet hatte, niemals zur Ehe schreiten zu wollen. Den Bestimmungen des westfälischen Friedens gemäß gelangte E. A. nach dem 1660 erfolgten Tode des Bischofs Franz Wilhelm zur Regierung des Bisthums Osnabrück. Brachte diese Erwerbung dem aufstrebenden Prinzen Sitz und Stimme unter den deutschen Reichsfürsten, so boten ihm doch erst die Verwicklungen zwischen Frankreich und den Niederlanden 1673 Gelegenheit, auf dem Gebiete der Politik selbständig handelnd aufzutreten. Mit seinem Bruder Georg Wilhelm von Celle schloß er sich zu Gunsten der [262] Niederlande der Deutschlands Ehre vertheidigenden Politik des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg an und vereinigte seine Truppen mit denen des Kurfürsten und des Kaisers, mit welchem letzteren er dann noch im Haag am 11. Decbr. 1674 einen „Defensionsbund“ auf 10 Jahre vereinbarte. Persönlich betheiligte er sich an dem 1675 in das Kurfürstenthum Trier zur Vertreibung der Franzosen, die dasselbe besetzt hielten, unternommenen Zuge, besonders aber mit seinem Bruder Georg Wilhelm und seinem Sohne Georg Ludwig an dem Gefechte bei der Conzer Brücke am 11. Aug. 1675.
Den hervorragendsten Wendepunkt im Leben des Herzogs E. A. bildet der am 8. Decbr. 1679 erfolgte Tod des älteren Bruders Johann Friedrich, der ihm die Erbfolge im Fürstenthum Calenberg brachte und ihm somit die Mittel bot, eine seinen Fähigkeiten und hohen Plänen entsprechende Thätigkeit zu entwickeln. Straffes energisches Regiment im Innern, nach außen Hebung der Machtstellung und des Glanzes des welfischen Hauses waren die von E. A. mit aller Festigkeit verfolgten Ziele. Das an letzter Stelle genannte Bestreben veranlaßte E. A., nachdem der Anfall des Herzogthums Celle (aus der Ehe des Herzogs Georg Wilhelm mit Eleonore d’Olbreuse war nur eine Tochter am Leben geblieben) an das Haus Calenberg sichergestellt und ebenso der Anfall von Lauenburg in Aussicht stand, durch sein Testament vom 21. Octbr. 1682, welches am 1. Juli 1688 die kaiserliche Bestätigung erhielt, entgegen der Gewohnheit, die bisher im Hause der Welfen gegolten hatte, die Primogeniturordnung einzuführen und zu Gunsten seines ältesten Sohnes Georg Ludwig die fünf jüngeren Söhne von der Erbfolge in den einzelnen welfischen Fürstenthümern auszuschließen. Es bedurfte der ganzen Energie Ernst Augusts, um gegenüber dem Widerspruche seiner Gemahlin, der jüngeren Söhne und der Agnaten endlich dem neuen Familiengesetze die Anerkennung des Gesammthauses Braunschweig zu verschaffen.
This miniature of the Elector of Hanover dates from c. 1670 and is rare examples of the work of Jean Michelin, who is said to have been born in Langres, France, and died in Jersey. He became a member of the Académie Royale in 1668 and worked for the Hanoverian court from 1668 until 1686. The miniature features among a group of eighty-eight representing German and other families first recorded in Queen Caroline’s Closet at Kensington Palace in 1743.
Ernest-Augustus, fourth son of George, Duke of Brunswick-Lüneburg-Kalenburg married, in1658, Princess Sophia, youngest daughter of Frederick V and Elizabeth of Bohemia. His place in the gallery of Hanoverian portraits represented in Queen Caroline’s Closet can be explained by their importance as the immediate forebears of George I. Ernest Augustus himself became the first Elector of Hanover in 1698.
Here the Elector is presented as a Roman commander, a manner in which the Dukes of the House of Brunswick often chose to be presented in large-scale portraits in oils.
Inscribed on the gessoed back: No. 33. Ernest Auguste Duc de Broun: et de Lunebourg Eveque d’Osenbruck
Text adapted from The First Georgians: Art and Monarchy 1714-1760, London, 2014.
Eine Verschwörung zu Gunsten der Erbansprüche des Prinzen Maximilian Wilhelm endete 1692 mit der Hinrichtung des Hauptbeschuldigten, des Oberjägermeisters v. Moltke. Die engen Beziehungen zwischen E. A. und dem Kaiserhause beginnen schärfer hervorzutreten seit dem J. 1683, in welchem jener sich vertragsmäßig zur Stellung einer Hülfsarmee von 10000 Mann verpflichtete. Hannoverische Truppen, unter Führung der Söhne des Herzogs, betheiligten sich seitdem an den Türkenkriegen und standen ferner in den Jahren 1586 und 1787 bei den Kriegen Venedigs gegen die Türkei im Solde der Republik. Unter den Befehlen eines Sohnes des Herzogs fochten dieselben mit Auszeichnung in Morea. Ebenso bewährte E. A. seine Neigung zu dem Kaiserhause durch sein Eingreifen in den deutsch-französischen Krieg, in rühmlicher Auszeichnung vor den meisten deutschen Fürsten führte er persönlich seine Truppen an den Mittelrhein. Entsprechend seiner Absicht, durch die Primogeniturordnung eine einheitliche Regierung herzustellen, vereinfachte er die Verwaltung des Landes; er beseitigte die für Grubenhagen bestehende besondere Regierungsbehörde und vereinigte dieselbe mit der Calenbergischen, eine Maßregel, die wesentlich zur Kräftigung seiner Regierung beitrug. Dieses, die vorhin angegebene Ausdehnung der Hausmacht und des Länderbesitzes, dann die nahen Beziehungen zum Kaiserhofe ermuthigten E. A. nunmehr zur Ausführung eines vielleicht schon lange gehegten Planes, der Machtausdehnung seines Hauses eine äußere Form durch die Erwerbung der Kurwürde zu verleihen. Die Durchführung dieses Planes, der durch die Schaffung der protestantischen neunten Kur das Stimmenverhältniß im Kurfürstencollegium erheblich veränderte, war natürlich mit den größten Schwierigkeiten, besonders hinsichtlich der Ueberwindung des Widerspruchs seitens der katholischen Kurfürsten, des Fürstencollegs und der braunschweigischen Agnaten verknüpft. Nachdem die engeren Verhandlungen schon 1689 begonnen hatten, gelang es erst am 22. März 1692, den Kaiser zur Unterzeichnung des sogenannten Kurtractats, der die neunte Kur an Hannover übertrug, zu bewegen, jedoch nicht ohne daß E. A. in diesem Vertrage zugleich die Verpflichtung übernahm, das Kaiserhaus in allen politischen Verwicklungen mit Truppen und Geld zu unterstützen. Am 9./19. Decbr. erfolgte in der Hofburg zu Wien die feierliche Belehnung, die indessen nicht im Stande war, den noch längere Zeit fortdauernden Widerstand mehrerer Kurfürsten und einer Zahl von Reichsfürsten ganz zu beseitigen. E. A. erlebte die völlige Anerkennung der Kurwürde Hannovers in Deutschland nicht mehr. Die letzten Lebensjahre wurden dem Kurfürsten durch manche traurige Familienereignisse verbittert, besonders lastete auf ihm der unglückliche Ausgang der Ehe seines Erbprinzen Georg Ludwig mit Sophia Dorothea von Celle, dem einzigen Kinde seines Bruders Georg Wilhelm und der Eleonore d’Olbreuse. Sophia Dorothea war ursprünglich mit dem 1676 in Folge einer bei Philippsburg erhaltenen Verwundung gestorbenen Erbprinzen August Friedrich von Braunschweig verlobt und wurde alsdann am 21. November 1682 mit Georg Ludwig, dem späteren Könige Georg I. von England, vermählt. Der unglückliche Verlauf dieser Ehe, der Tod des Vertrauten der Prinzessin, des Grafen Königsmark, die Scheidung der Ehe und die Verweisung der Prinzessin nach Ahlden im J. 1694 sind bekannt. In seinen letzten Jahren konnte E. A. noch die Vorverhandlungen der Succession in England einleiten. Er starb am 23. Jan. 1698 im Schlosse zu Herrenhausen und wurde in der Fürstengruf der Schloßkirche zu Hannover (Leineschloss), wohin er 1680 seine Residenz verlegt hatte, beigesetzt.
Im Zweiten Weltkrieg war das Leineschloss, in dem die Nationalsozialisten unter anderem das Flugwachkommando der Wehrmacht und Dienststellen der Luftwaffe untergebracht hatten, während der Luftangriffe auf Hannover am 27. Juli 1943 bis auf den Kammerflügel zerstört worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die verbliebenen Schlossmauern für den Bau des Niedersächsischen Landtages vorgesehen, und so wurde am 5. Dezember 1957 aus der Fürstengruft der Schlossruine der Sarkophage in das Mausoleum im Berggarten in Herrenhausen überführt.
Die Kinder von Ernst August waren:
Name | Birth | Death | Notes |
---|---|---|---|
George Louis | 28 May 1660 | 11 June 1727 | Succeeded his mother Sophia as heir presumptive to the throne of Great Britain and succeeded Queen Anne as King George I of Great Britain |
Friedrich Augustus | 3 August 1661 | 31 December 1690 | gefallen in der Schlacht von St. Georgen |
Stillborn son | February 1664 | February 1664 | |
Maximilian Wilhelm | 13 December 1666 | 16 July 1726 | |
Stillborn son | 13 December 1666 | 13 December 1666 | Zwilling zu Maximilian |
Sophia Charlotte | 30 October 1668 | 21 January 1705 | heiratete König Frederick I of Prussia |
Karl Philipp | 3 October 1669 | 31 December 1690 | gefallen in der Schlacht von Pristina |
Christian Heinrich | 19 September 1671 | 31 July 1703 | gefallen in der Schlacht vonttle of Munderkingen when drowned in the Danube |
Ernest Augustus | 7 September 1674 | 14 August 1728 | Duke of York and Albany |